Derivate und Leerverkäufe sind insbesondere im Kontext der weltweiten Finanzkrise immer mehr in den Fokus gerückt. Sie werden oft als Hauptverantwortliche für die Finanzkrise ausgemacht. Wir wollen Ihnen hier zunächst erklären, was ein Derivat bzw. ein Leerverkauf überhaupt ist.

Was sind Leerverkäufe?

Leerverkäufe sind Spekulationsprodukte, bei denen der Spekulant auf fallende Kurse setzt. Das Spannende daran ist, dass die Leerverkäufer die Aktien nicht selbst besitzen. Die Aktien leiht man sich für eine Gebühr von etwa zwei Prozent des normalen Aktienwertes. Wenn nun der Plan gelingt und die Aktie durch die Leerverkäufe an Wert verliert, können sie wieder erworben werden – und zwar zu einem günstigeren Preis, als man sie geliehen hat.

Bei Aktien, die sowieso in einer schwierigen Lage sind, kann diese Art von Spekulation dazu führen, dass die Aktie noch schneller abstürzt. Im positiven Fall für den Spekulant erhält dieser nun den Gewinn, der sich aus der Differenz von dem eigentlichen Verkaufspreis und dem Rückkaufpreis ergibt. Auch vor Staatsanleihen machen einige Leerverkäufer nicht Halt – allerdings ist dies mittlerweile in Deutschland nicht mehr erlaubt.

Zur Erklärung: Manchmal ist auch von ungedeckten Leerverkäufen die Rede. Bei diesem Spekulationsprodukt leihen sich die Investoren die Aktien oder Wertpapiere noch nicht einmal mehr. Insbesondere diese Methode des Leerverkaufs ist hochumstritten, daher sind ungedeckte Leerverkäufe mittlerweile EU-weit verboten.

Was sind Derivate?

Auch mit Derivaten kann man große Gewinne machen, aber genauso gut große Verluste. Man kann dabei nicht nur auf fallende, sondern auch auf steigende Kurse setzen. Es sind Finanzprodukte, bei denen der Wert davon abhängt, wie der Preis für andere Handelsgüter ist. Derivate sind also abgeleitete Produkte, durch die durch bestehende Wertpapiere oder Kredite neue Möglichkeiten zur Spekulation entstehen können. Der Wert kann zudem auch von Eintreten verschiedener Ereignissen, wie der Pleite eines Landes oder der Insolvenz von bestimmten Unternehmen abhängen. Besonders deswegen sind diese Finanzprodukte moralisch bedenklich. Die eigentliche Grundlage der Derivate ist dabei, dass Verträge vereinbart werden, in der Zukunft Vertragsgegenstände zu kaufen, verkaufen oder zu tauschen. Sie sind also entweder an die Entwicklung von Ereignissen, Preisen oder Indices gebundene Verträge. Man kann sie an der Börse oder außerhalb der Börse abschließen.

Futures

Termingeschäfte, die eine Standard-Regelung im Bezug auf z.B. das Volumen und die Laufzeit haben, nennt man (financial) Futures. Verkäufer und Käufer der Futures haben jeweils Verpflichtungen. Der Käufer muss einen bestimmten Gegenstand in vorgegebener Qualität und Menge an einem bestimmten Tag in der Zukunft (dem Tag der Abwicklung) zu dem ausgehandelten Preis abkaufen. Der Verkäufer auf der anderen Seite muss den Vertragsgegenstand zu den entsprechenden Konditionen verkaufen.

Prinzipiell gibt es zwei Arten von Futures: solche, die als Basis Rohstoffe haben und die anderen, die als Basis Finanzprodukte wie beispielsweise Aktien haben.

Beispiel für Futures

Ein großer Eishersteller benötigt pro Jahr 10 Mio. Liter Milch. Der Milchpreis liegt normalerweise bei etwa 60 Cent pro Liter. Durch ausufernde Massentierhaltung wird das Angebot an Milch immer größer, wodurch der Marktpreis sinkt. Der Marktpreis liegt nun noch bei 30 Cent pro Liter – gut für den Eishersteller, schlecht für den Milchhändler. Genauso gut kann es aber passieren, dass das Angebot durch Umwelteinflüsse oder eine Tierseuche massiv abnimmt, in diesem Fall würde der Milchpreis explodieren, wir nehmen mal einen Preis von 2 Euro pro Liter an. Um solche Dinge zu vermeiden, haben in vielen Fällen zwei Vertragspartner bei längeren Laufzeitverträgen die Preise vorher zu fixieren.

Dies kann folgendermaßen durch Futures abgewickelt werden: man einigt sich auf einen Preis von 1 Euro pro Liter, es wird ein Vertrag gemacht, der beide verpflichtet zu dem festgelegten Preis die genau festgelegte Transaktion durchzuführen. Nun gehen wir davon aus, dass sich zwei Investoren einklinken. Der eine wettet auf steigende Preise, der andere auf sinkende Preise. Zu dem abgemachten Termin wird nun geguckt, wie hoch der aktuelle Marktpreis wirklich ist. Der Eishersteller zahlt zwar auf jeden Fall einen Euro pro Liter, aber wenn nun der Preis z. B. bei 1,50 Euro liegt, würde der Investor die Differenz, also 50 Cent pro Liter, bezahlen. Fällt hingegen der Marktpreis auf 50 Cent, muss der Eishersteller trotzdem einen Euro zahlen und der Investor erhält als Gewinnmarge 50 Cent pro Liter. Dies ist ein stark vereinfachtes Beispiel für Futures.

Call Option (Kaufoption)

Wer eine Call Option kauft, erwirbt damit die Möglichkeit, ein Handelsgut (zum Beispiel eine Aktie oder Rohstoffe) an einem bestimmten Tag zu einem festgelegten Preis zu kaufen. Auch die Menge, die man kaufen kann, wird vorher festgelegt. Der Käufer der Optionen hat also folglich einen Vorteil, wenn der Kurs bis zu diesem Termin stark ansteigt, da er die Aktie dann zu einem Preis, der deutlich unter dem Marktwert liegt, kaufen kann, was natürlich einen Gewinn bedeutet, sofern er die Aktien dann zu einem hohen Preis wieder verkauft. Der Optionsscheininhaber muss die Option allerdings nicht ziehen, beispielsweise wenn der Kurs gefallen ist, macht das in der Regel auch keinen Sinn. Das Gegenteil der Call Option ist die Put Option.

Beispiel für Call Option

Ein beispielhaftes Einsatzgebiet für Call Optionen ist die Spekulation mit Rohstoffen. Ob Gold, Silber oder Titan – an Rohstoffbörsen werden solche Dinge gehandelt. Man sichert sich beispielsweise das Recht, 100 kg Gold an einem bestimmten Tag zum Preis von 4.000.000 Euro zu kaufen. Wenn bis zum vereinbarten Termin das Gold 4.500.000 Euro wert ist, hätte der Optionsinhaber einen Gewinn von 500.000 Euro, wenn er das Gold kauft und anschließend wieder verkauft. Auch hier unterscheidet man die Long Call Option und die Short Call Option.

Put Option (Verkaufsoption)

Die Put Option, genauer der Put-Optionsschein, ist im Rahmen der Optionsscheine anzusiedeln. Mit dem Kauf einer Put Option erhält man das Recht, zum Beispiel eine Aktie bis zu einem bestimmten, festgelegten Termin zu einem Festpreis verkaufen zu können. Das heißt, dass man sich mit der Option quasi im Bezug auf fallende Kurse absichert, denn: wenn der Aktienkurs in der Zwischenzeit stark sinkt, erhält man trotzdem noch den festgelegten Festpreis beim Verkauf. Das Gegenteil der Put Option ist die Call Option, bei der man dahingegen auf steigende Kurse setzt.

Mit Put Optionen kann man also beispielsweise Geld verdienen, wenn man ahnt, dass ein Unternehmen bald die Gewinnaussichten nach unten korrigieren muss und in Folge dessen die Anleger nervös werden und große Aktienmengen verkaufen. Wenn nun nicht genügend Käufer da sind, die diese Aktien zu einem hohen Preis kaufen, fällt der Aktienkurs entsprechend. Die Inhaber einer Put Option haben aber zu einem bestimmten Termin den Festpreis abgeschlossen, sodass eine Gewinnmarge entsteht.

Short Put und Long Put

Die Put Option kann man zudem noch in den sogenannten Short Put und Long Put unterteilen. Als Long Position wird dabei die Käuferposition genannt, als Short Position die Verkäuferposition.

Als Protective Put bezeichnet man Optionsstrategien, im Rahmen derer man Optionen und Wertpapiere zusammenbringt.

Termingeschäft & Devisentermingeschäft

Bei Termingeschäften, beispielsweise an der Börse, wird am Tag des Vertragsabschlusses festgelegt, an welchem Tag eine bestimmte Transaktion zwischen den Vertragspartnern stattfindet – beispielsweise sind Futures eine Form von Termingeschäften. Der Preis wird dabei am Tag der Vertragsunterzeichnung streng festgelegt und kann in der Regel nicht mehr verändert werden. Ein Termingeschäft kann sich beispielsweise auf Effekte, Devisen oder Waren beziehen.

Das Devisentermingeschäft

Das Prinzip der Termingeschäfte lässt sich auch auf die Devisen übertragen. Hierbei wird beim Vertragsabschluss, an welchem Tag und zu welchem Kurs die Vertragspartner Geld von der einen in die andere Währung umtauschen. Das Devisentermingeschäft erfüllt den Zweck, die Kurse von Zahlungsaufforderungen zu sichern und das Kursrisiko der jeweiligen Währung auf andere abzuschieben.

In der heutigen Zeit erleben auch Währungen teilweise starke Kursveränderungen in kurzen Zeiträumen. Insbesondere Unternehmen, die in der Export- oder Importwirtschaft agieren, müssen sich mit dem Thema der Wechselkurse auseinandersetzen. Devisentermingeschäfte sollen zum Beispiel vermeiden, dass ein Unternehmen etwas aus dem Ausland bestellt, die Zahlung aber erst 4 Wochen später fällig ist und  der Kurs der Fremdwährung gegenüber der eigenen Währung sich in dieser Zeit stark erhöht. Damit würden die Kosten für das Import-Unternehmen sehr stark steigen. Mit einem Devisentermingeschäft, bei dem der Wechselkurs zu einem bestimmten Termin fixiert ist, kann das nicht passieren.

Swap – Zinsswap, Credit Default Swap, Devisenswap

Ein Swap ist ein Abkommen, an festgelegten, in der Zukunft liegenden Tagen, bestimmte Zahlungsströme auszutauschen. Es wird vorher genau festgelegt, wann die Zahlungen durchgeführt werden müssen und wie die Berechnung der Zahlungen stattfindet. Swaps können also zum Beispiel Finanzierungsrisiken oder Bilanzrisiken verringert werden. Zusätzlich kann beispielsweise ein Aktienportfolio damit abgesichert werden.

Swaps sind nur dann sinnvoll, wenn unterschiedliche Voraussetzungen im Bezug auf die Finanzierungsinteressen und Bonität vorliegen.

Credit Default Swap

Mit einem Credit Default Swap (Kreditausfall Swap) kann man die Möglichkeit erschaffen, das Risiko eines Ausfalls von Krediten oder Anleihen zu verkaufen. Diese Finanzprodukte tragen auch dazu bei, dass es für Länder wie Griechenland immer schwieriger wird, bezahlbare Kredite zu erhalten.

Der Zinsswap

Ein Zinsswap dient zur Versicherung gegen das Risiko einer Zinsänderung. Die Vertragspartner vereinbaren dabei, an einem bestimmten Zeitpunkt Zinszahlungen auszutauschen. Meist ist es so, dass der eine Partner einen fixierten Zinssatz zahlt und der andere einen variablen.

Total Return Swap

Beim Total Return Swap handelt es sich um ein Kreditderivat. Hierbei werden die Schwankungen des Werts und die Erträge eines Finanzinstruments gegen genau definierte Zahlungen von Zinsen getauscht.

Währungsswap

Beim Währungsswap werden Kapitalzahlungen und Zinszahlungen in verschiedenen Währungen, wie zum Beispiel Euro gegen US-Dollar, ausgetauscht.

Devisenswap

Beim Devisenswap tauscht man mit dem Vertragspartner eine Währung zu einem bestimmten Zeitpunkt gegen eine andere. Der Devisenswap besteht dabei aus zwei Transaktionen, die jeweils natürlich mit demselben Partner ausgeführt werden müssen. Dieses Finanzprodukt besteht aus einem Devisentermingeschäft und einem sogenannten Devisenkassageschäft.

Hedgefonds

Hedgefonds sind in der Vergangenheit immer wieder in die Schlagzeilen geraten – sie tragen nach Meinung vieler Experten eine große Mitschuld an einer Finanzkrise. Hedgefonds handeln oft mit Termingeschäften und Leerverkäufen. Mit ihnen kann man hohe Renditen, aber auch hohe Minusgeschäfte einfahren, da sie sehr riskant sind. An Kursverlusten verdient der Hedgefonds in dem Moment, wo er die leer verkauften Aktien später günstiger wieder einkaufen kann.

Wenig Eigenkapital, viel Kredit

Ein wesentliches Merkmal von Hedgefonds ist das sehr geringe Eigenkapital und der hohe Kreditanteil, was dazu führt, dass im Gewinnfall extrem hohe Gewinne entstehen, aber im Verlustfall meist der ganze Fonds zerbricht. Die Anlagestrategie dieser Fonds wird geheim gehalten. In Deutschland waren Hedge Fonds bis zum Jahr 2004 gar nicht für den öffentlichen Handel zugelassen. Es folgte eine Auflockerung des Gesetzes. Mittlerweile hat mich sich aber in der EU geeinigt, dass die Regeln und Einschränkungen im Handel mit diesen Finanzprodukten wieder wesentlich gestrafft werden.

Wir hoffen, Ihnen mit dieser Einführung einen guten ersten Überblick über die verschiedenen hoch spekulativen Finanzinstrumente wie Derivate, Leerverkäufe und Co. gegeben zu haben. Für tiefer gehende Informationen schauen Sie sich auf unserem Portal um oder besorgen Sie sich gute Fachliteratur.