Chancen und Risiken für Investoren beim Wertpapierhandel
Da gängige Bank- und Versicherungsprodukte in vielen Fällen keine große Rendite mehr versprechen, überlegen sich viele Investoren, wie sie ihr Geld anderweitig vermehren können. Die potenziellen Lösungen sind vielfältig. Von der Investition in Immobilien und deren Vermietung, über die Vergabe von Privatkrediten, bis hin zur aktiven Teilnahme am Wertpapierhandel sind viele Optionen möglich.
Der folgende Ratgeber soll vor allem Interessenten, die sich für den Wertpapierhandel interessieren, einen Überblick über die Möglichkeiten, Chancen und Risiken geben. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Aktien, und Fonds. Es wird aufgezeigt, worum es sich dabei handelt, worauf geachtet werden sollte und welche Renditechancen möglich sind.
Wie funktioniert das Aktiengeschäft?
Eine Aktie ist – einfach ausgedrückt – der Anteil eines Unternehmens an einer Aktiengesellschaft, Kommanditgesellschaft auf Aktien oder einer Europäischen Gesellschaft. Man wird dadurch zu einem Gesellschafter des Unternehmens, was mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten verbunden ist. Unterschieden werden Aktien mit und ohne Nennwert. Ist ein Nennwert aufgedruckt, entspricht dieser dem Anteil am Grundkapital des Unternehmens. So ist es dem Unternehmen möglich, Aktien mit unterschiedlichen Werten zu veräußern. Bei einer Aktie ohne Nennwert kommt es hingegen darauf an, wie viele Aktien ausgegeben werden. Eine Aktie entspricht daher einem gewissen prozentualen Anteil am Grundkapital des Unternehmens, der im Verhältnis zur Gesamtzahl der Aktien steht.
Der Handel an der Börse und die Wertschwankungen ergeben sich schließlich aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Je höher die Nachfrage zu einer Aktie ist, umso stärker steigt ihr Wert. Je niedriger die Nachfrage, umso mehr fällt der Kurs.
Renditechancen beim Anlegen in Wertpapiere
Die Rendite einer Aktie setzt sich aus zwei Faktoren zusammen, nämlich aus ausgezahlten Dividenden des Unternehmens, an dem man beteiligt ist, und dem eventuellen Gewinn bei einem Weiterverkauf. Bei Dividenden handelt es sich um Gewinnbeteiligungen, die von Unternehmen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Beim Weiterverkauf der Aktie liegt der Verkaufspreis im Idealfall über dem Einkaufspreis.
Die mögliche Rendite gilt bei Aktien als sehr stark. Jährlich sind – je nach Wahl der Aktien – Profite im hohen einstelligen Bereich möglich. Allerdings ist auch das Investitionsrisiko höher. Schließlich gibt es keine Garantie, dass eine Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet wird, beispielsweise wenn das Unternehmen Verluste einfährt. Auch der Kurszuwachs ist nicht garantiert. Zusätzlich können generelle Börsenschwankungen dazu beitragen, dass zwischendurch auch ein nicht sonderlich erfolgreiches Jahr dabei ist. Gerade auf langfristige Sicht sind Aktien jedoch ein hervorragendes Investitionsinstrument, wenn man Risiko und Chance des Investments gut einzuschätzen weiß.
Tipps für den Handel mit Aktien
Beim Handel mit Aktien ist es sehr empfehlenswert, langfristige Investments zu planen. Gerade wenn die mögliche Rendite riesig erscheint, ist dafür das Risiko meist auch erheblich höher. So kann ein Investment nicht nur viel Wert gewinnen, sondern zwischenzeitlich auch Wert verlieren. Wer auf gute Unternehmen setzt, streicht möglicherweise eine kleinere Rendite ein, bürdet sich aber auch kein übermäßiges Risiko auf. Daher sollte zu Beginn genau geplant werden, wie viel Geld man tatsächlich bereit ist, langfristig zu investieren, und welches Risiko man eingehen möchte. Gerade Einsteiger sollten durchaus erst einmal mit kleineren Investitionen planen, um das Risiko überschaubar zu halten.
Auch ist es hilfreich, sein Geld nicht komplett auf eine einzige Aktie zu setzen. Gerade die Mischung der Investition führt zu einer Streuung des Risikos. Wenn eine Aktie an Wert verliert, können das möglicherweise die anderen Aktien ins Positive wenden. Unterschieden werden Wachstumsaktien und Value-Aktien. Wachstumsaktien sind Anteile an Unternehmen, die in Wachstumsmärkten aktiv sind. Hier kann das Wachstum zum Teil enorm ausfallen, ein gewisses Risiko ist damit jedoch auch immer verbunden. Value-Aktien sind Aktien von starken, etablierten Unternehmen, die auf etablierten Märkten tätig sind. Die Rendite fällt hier meist geringer aus, ist dafür aber auch wesentlich sicherer. Zusätzlich sind die ausgeschütteten Dividenden häufig höher, was ebenfalls zur Aktienrendite beiträgt.
Was sind Aktienfonds und ETFs?
Bei Aktienfonds handelt es sich um ein Investment, das ausschließlich oder fast ausschließlich in Aktien geleistet wird. So kauft man als Investor nicht eine bestimmte Aktie, sondern beteiligt sich an einem ganzen Portfolio von Aktien. Die Möglichkeiten der Investition gestalten sich sehr vielseitig. Beispielsweise kann in Fonds investiert werden, die international agieren oder sich auf bestimmte wirtschaftliche Branchen oder geografische Regionen spezialisiert haben.
Exchange-traded funds (ETFs) sind an der Börse gehandelte Investmentfonds. Das bedeutet, dass man diese nicht über eine Investmentgesellschaft erhält, sondern direkt an der Börse erwirbt. Diese Fonds werden in der Regel nicht aktiv verwaltet. Der erworbene Wert entspricht einem Anteil am sogenannten Sondervermögen, das das eingesetzte Kapital abbildet. Gemessen wird es am Nettoinventarwert, der nicht nur einmal täglich, sondern fortlaufend aktualisiert wird.
Welche Gewinne können tatsächlich erwirtschaftet werden?
Für Fonds und Aktien gibt es – je nach Struktur der gewählten Produkte – ähnliche Renditechancen, aber auch vergleichbare Risiken. So ist die Rendite praktisch nie konstant. Die Ergebnisse sind nahezu immer Schwankungen über die Jahre betrachtet unterworfen. Entsprechend schwierig ist es auch, zu kurzfristig beim Wertpapierhandel zu denken. Manchmal verlieren Investitionen über mehrere Jahre an Wert, gewinnen jedoch später wieder deutlich hinzu.
Wer sich beispielsweise den Index des DAX zwischen 1990 und 2015 anschaut, wird feststellen, dass die durchschnittliche Rendite über diese 25 Jahre 8,03 Prozent pro Jahr betrug. Das bedeutet jedoch nicht, dass der DAX immer stabil war. Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2003 verlor der DAX mehr als die Hälfte an Wert und stieß erst im Jahr 2007 wieder in die Bereiche, die er vor dem Absturz hatte. Einen kleineren Absturz gab es auch von 2008 bis 2009. Trotzdem steht im 25-Jahres-Mittel die extrem hohe Rendite von 8,03 Prozent, die man so bei praktisch keinem anderen Produkt am Anlagemarkt erhält.
Die Rendite hängt natürlich grundsätzlich von dem individuellen Aktien und Fonds ab, in den man investiert. Wie bereits erwähnt, ist die Grundregel, dass höhere Gewinnchancen im Regelfall auch höhere Risiken bergen. Entsprechend sollte man sich selbst fragen, welches Risiko man gehen möchte.
Wofür ist ein Wertpapierdepot erforderlich?
Das Wertpapierdepot ist ein Konto, das für den Wertpapierhandel erforderlich ist. Es ist quasi die Verwahrstelle für alle gekauften Wertpapiere. Es kann prinzipiell auf zwei verschiedene Arten eröffnet werden: entweder bei einer Bank vor Ort oder bei einem Online-Broker. Die Eröffnung bei einer Filialbank hat häufig den Vorteil, dass ein fester Ansprechpartner für die Betreuung zur Verfügung steht und sich um alle Belange des Wertpapiergeschäfts kümmern kann. Allerdings sind diese Depots häufig wesentlich teurer als die reiner Online-Depots.
Bei einem Online-Depot werden die Gebühren entsprechend deutlich günstiger, was die Rendite des Investments deutlich steigern kann. Schließlich muss mit den getätigten Investitionen weniger Gewinn erwirtschaftet werden, um allein die Kosten zu decken. Außerdem gelingt der Handel mit Wertpapieren bei einem Online-Depot wesentlich einfacher. Benötigt wird nur ein Computer mit Internetzugang, eventuelle Rücksprachen für den Aktienkauf entfallen komplett. Dafür sollte allerdings auch auf eine maximale Sicherheit des Computers geachtet werden, damit der Zugang nicht in falsche Hände gelangen kann.
Investieren in Wertpapiere – ja oder nein?
Viele Menschen sind sich unsicher, ob sie den Handel mit Aktien und Fonds für sich nutzen sollen oder nicht. Nicht ganz unschuldig daran sind immer wieder bekannt gewordene Fälle, in denen Bankberater – speziell auch Rentnern – völlig unpassende Fondsprodukte mit langer Laufzeit und hohem Verlustrisiko verkauft haben. Allerdings wird dem mittlerweile auch mehr und mehr ein Riegel vorgeschoben, indem Banken in solchen Fällen zu hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt werden.
Wer sich selbst unsicher ist, sollte mit einem Berater seines Vertrauens über mögliche Investmentprodukte und das gewünschte Risiko sprechen. So können je nach individuellem Bedarf Produkte mit besonders hohen Renditechancen oder mit besonders solidem Wachstum in Anspruch genommen werden. Wer selbst aktiv werden möchte, sollte nach Möglichkeit zunächst nicht zu große Beträge investieren und eine gute Risikostreuung betreiben. Dann kann die Investition in Wertpapiere zu einer Anlage mit äußerst hoher Rendite werden, die so kaum noch bei anderen Anlagen möglich ist.